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Die ehemalige DDR von innen

Am 12.12.2023 besuchte der 69-jährige Rainer Schneider, Zeitzeuge der DDR-Zeit, die 10. Klassen des AWG. Er erzählte von seiner damaligen Lebenssituation, wie er mit 17 Jahren verhaftet und ins Stasi-Gefängnis gebracht wurde.

Rainer Schneider wuchs in der DDR bei seinen Großeltern auf, während seine Mutter, ursprünglich aus der DDR, im Westen lebte. Der Grund für diese Trennung war die beengte Wohnungssituation seiner Familie im Westen. Sie hatten nur eine 1-Zimmer-Wohnung. Diese war jedoch für die ganze Familie zu klein, weshalb sie Rainer Schneider zu seinen Großeltern gaben.

In der DDR wurde viel Propaganda betrieben, besonders bei den Kindern. In Schulen wurden verschiedene Verbände beworben, in denen sie den Umgang mit Waffen erlernen sollten und zu Soldaten ausgebildet wurden. Als gute Plattform dafür dienten die Zeltlager. Während der Zeit in den Zeltlagern wurde den Kindern klargemacht, dass es verpönt ist, eine Religion zu haben, und dass nur die 10 Gebote des Verbands zählen. Mit einem Manövrierspiel wurde eine Kriegssituation nachgestellt. Zur Veranschaulichung zeigte Rainer Schneider einen Film, in dem man Kinder in Minipanzern mit Minigewehren sah, die extra für Kinder angefertigt worden waren. Er erzählt auch, dass die Familien, die das DDR- Regime nicht unterstützten, benachteiligt wurden. Die bekannteste Methode war, dass die Kinder keine Chance mehr hatten, ihr Abitur zu bekommen, und somit nicht studieren konnten.

Herr Schneider schilderte, dass er immer mehr Hass gegenüber dem DDR- Regime verspürte, da seine Mutter im Westen war und er nicht aus der DDR ausreisen durfte. Aus diesem Grund setzte er sich in den Kopf, den Osten zu verlassen. Im Alter von 17 Jahren lernte er in einer Kneipe einen Mann kennen, mit dem er sich anfreundete und Pläne zur Flucht schmiedete. Als der junge Rainer jedoch merkte, dass die Pläne realitätsfern und nicht in die Tat umsetzbar sind, fasste er den Entschluss, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und plante somit selbst ein riskantes Unterfangen. Als er seine Abreise in die Tat umsetzte, ging er zum Bahnhof. Dort kam ihm alles etwas merkwürdig vor. Rainer Schneider fühlte sich regelrecht beobachtet. Auf dem Weg zum Gleis rief jemand seinen Namen, er erstarrte und wusste sofort, dass es vorbei ist. Es stellte sich heraus, dass er von Stasi-Beamten verfolgt wurde. Sie verhafteten ihn und brachten ihn zu den Stasi-Autos. In diesem Moment fühlte er sich wie ein Schwerverbrecher und hinterfragte, was er so Schlimmes getan haben konnte, zumal er ja erst 17 Jahre alt war. Der junge Herr Schneider wurde ins Stasi-Gefängnis gebracht und verbrachte dort seine Zeit kurz in Einzelhaft und dann in regulärer Haft. Seine Mutter half ihm freizukommen, indem sie einen Anwalt beauftragte. Dies funktionierte und er wurde freigelassen. Daraufhin stellte Rainer Schneider einen Antrag zur Ausreise, damit er mit seiner Mutter im Westen leben durfte. Mit 17 Jahren waren er und seine Mutter endlich wieder im Westen vereint.

Als die DDR 1990 endgültig aufgelöst wurde, beantragte Rainer Schneider seine Akten beim Stasi Archiv zur Einsicht. Es stellte sich heraus, dass sein damaliger Freund, mit dem er die Pläne zur Ausreise geschmiedet hatte, bei der Stasi gearbeitet, ihn bespitzelt und letztendlich verraten hatte.

Seitdem arbeitet er als Zeitzeuge in Bayern und besucht verschiedene Schulen, um mehr Wissen über die ehemalige DDR zu verbreiten.

Die von ihm dargestellte Lebenssituation hat uns sehr beeindruckt und wir konnten viel über das Leben in der DDR erfahren.

 

Von Ivana Jankovic & Felicia Sattler 10D