Er war der Patriarch der deutschen Wirtschaftswissenschaft, der Lehrer einer unübersehbaren Zahl von Nationalökonomen an den volkswirtschaftlichen Fakultäten der Universitäten Köln, Breslau, Frankfurt und ab 1921 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Im Laufe der Jahrzehnte stand er in den Meinungskämpfen auf fast allen Gebieten der Volkswirtschaft meist in vorderster Linie. Als Gründer des Osteuropa-Instituts in Breslau vertrat er die neoklassische Volkswirtschaftslehre, die, nach dem 1.Weltkrieg, versuchte, der deutschen Volkswirtschaft ein neues Gepräge zu geben.
Zu seinen besonderen Leistungen gehören die Herausarbeitung des volkswirtschaftlichen Kapitalbegriffs, die Abhandlungen über den Zusammenhang zwischen Sozialpolitik und volkswirtschaftlicher Produktivität, die Modernisierung des Geld- und Bankwesens und seine Kritik an der sowjetischen Planwirtschaft sowie an der nationalsozialistischen Befehlswirtschaft. Seine Lehre war geprägt von der Erziehung zur Kritik, aber auch zur Toleranz und vor allem zur unbedingten Ehrlichkeit:
"Wer diese Ehrlichkeit glaubt entbehren zu können, wird früher oder später von dem wertvollsten Teil einer jeden Nation, von der Jugend, verdammt werden." Dies schrieb Weber auf dem Höhepunkt der Hitlerzeit! Adolf Weber rettete die Idee der Wirtschaftsfreiheit über das 3. Reich hinweg und legte nach dessen Zusammenbruch ein fertiges wirtschaftspolitisches Programm vor, das für Prof. Müller-Armack, Fritz Schäffer und Prof. Ludwig Erhard die Grundlage für den Wiederaufbau der deutschen Volkswirtschaft hin zur Sozialen Marktwirtschaft bildete. Schon 1910 beklagte er den zunehmenden Staatseinfluss auf das Wirtschaftsgeschehen: "Ein fast phantastischer Glaube an die Allmacht der öffentlichen Gewalt auf sozialem Gebiet, insbesondere ein über das Maß hinausgehender Glaube an die Wunderkraft der Gesetzesschablone und der Steuerschraube drängt sich immer mehr vor." Gilt das, was Adolf Weber damals schrieb, nicht heute noch ebenso?
Er war zweifellos einer der wirkungsvollsten akademischen Lehrer seiner Zeit. Im Vorwort zu seiner 'Volkswirtschaftslehre' sagte er: "Ich habe nie aus dem Auge gelassen, dass meine Aufgabe gleichzeitig eine wissenschaftliche und eine pädagogische ist."
Diesem hohen Anspruch wird sich das Städt. Adolf-Weber-Gymnasium immer verpflichtet fühlen und wir sind stolz darauf, dass wir 1963, im Jahre seines Todes, unserem wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium seinen Namen geben durften.