von Otmar Eholzer
„Was fühlt man im Barock?“ Das ist nicht flugs gesagt!
Denn sind wir auch fürwahr markanter Daten kundig,
die Antwort drauf ist doch, je wen du fragst, vielmundig:
Der lächelt recht galant, dieweil der andre klagt.
Aus Bürger-, Bauernsicht: Wie ist der Mensch geplagt!
Im Zwang, in Krieg und Pest lebt er oft elend, hundig.
Aus Herrensicht jedoch besieht sich’s nicht so schundig:
Von Schönheit, Prunk und Lust künd’ dem ich, der mich fragt!
Wir heut’ beschau’n die Schlösser, woll’n die Musik genießen,
bewundern Kirchen, die von Schönheit überfließen –
als ob nur Glück die Menschen damals überschwemm’.
Doch lehrt uns Gryphius, wie hinfällig der Segen!
Ja, ungleich geht der Mensch auf dieses Lebens Wegen:
Der mahnt: „O Vanitas!“ – und der: „Carpe diem!“
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