In der Malerei wie in der Lyrik tauchen verwandte Themen
auf. Drei Bilder berühmter europäischer Maler, die wir zum Teil.
in der Alten Pinakothek in München besichtigen konnten, seien hier
vorgestellt.
Lebensfreude und Liebeslust, so wie sie in Rubens` „Venus vor dem Spiegel“
wenigstens zum Teil versprochen werden, verkehren sich schnell in ihr Gegenteil,
wenn sie, wie auf van Dycks „Susanna im Bade“, zur Bedrohung werden. Van
Dycks Thema ist damit das der unantastbaren Tugend - ein beliebtes
Sujet des Barock, das auch in den von uns behandelten Liebesgedichten auftaucht.
Auf jeden Fall wird die Liebe – in der Malerei wie in der Lyrik –
als dramatisches, oft gewalttätiges Schauspiel inszeniert. Und
wenn man sich in der antiken Mythologie und in den alten Geschichten aus
der Bibel auskennt, schadet es dem Verständnis - hier wie da - nicht.
Caravaggio thematisiert mit seinem nur vordergründig intakten „Früchtekorb“
einen weiteren Grundgedanken dieser Epoche: die Vergänglichkeit alles
Irdischen.
Caravaggio (1573-1610):
„Der Früchtekorb“
Das Gemälde „Der Früchtekorb“ des italienischen Malers entstand
um 1596.
Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „Vanitas Stillleben“: Auf
den ersten Blick scheint es einen leckeren Obstkorb darzustellen, doch
wenn man diesen näher betrachtet, stellt man fest, dass die Blätter
verwelkt sind und das Obst faulig ist.
Durch dieses Bild wird ausgedrückt, dass alles im Leben vergänglich
und nicht von Dauer ist. Diese Art der Malerei ist wohl darauf zurückzuführen,
dass die Menschen zu dieser Zeit sowohl dem Grauen des Krieges und der
Krankheiten als auch den Schönheiten des Lebens extrem ausgesetzt
waren. Auch auf anderen Stillleben sind stets Symbole des Todes und des
Leids mit Symbolen der Liebe und des Luxus kombiniert, wie z.B. Totenköpfe
mit Rosen.
Anthonis van Dyck (1599-1641):
„Susanna im Bade“
Das Bild entstand um 1621. Anthonis van Dyck, vor 400 Jahren geboren,
war der bekannteste Schüler Rubens und neben ihm der bedeutendste
flämische Maler. Das Bild der „Susanna im Bade“ entstand während
van Dycks Italienaufenthalt, der bis 1627 dauerte.
Dieses Bild beruht auf einer Geschichte aus dem Alten Testament. Susanna
nimmt ein Bad in ihrem Garten und wird dabei von zwei alten Männern
zuerst beobachtet und dann belästigt. Als sie nicht auf ihre Forderungen
eingeht, drohen sie ihr, sie wegen Ehebruchs anzuzeigen.
Auf dem Bild kann man deutlich die Ablehnung Susannas, die ihre unantastbare
Tugend um jeden Preis schützen will, spüren. Typisch für
die barocke Malerei ist, dass die wichtigste Person, also Susanna,
hell ausgeleuchtet ist, während die Männer sehr dunkel gehalten
sind. Susanna weicht vor der Bedrohung zurück und es scheint, als
ob die Flucht zum Betrachter, also zu uns, ihre einzige Möglichkeit
sei.
Peter Paul Rubens (1577-1640):
„Venus vor dem Spiegel“
Das Bild „Venus vor dem Spiegel“ entstand um 1615. Peter Paul Rubens
war der wohl bedeutendste Künstler des Barock. Für den heutigen
Betrachter, vor allem für Jugendliche, erscheint seine
extreme Darstellungsweise des barocken Schönheitsideals (in Form von
ausufernden nackten Frauen) oft eher abstoßend.
Diese Venus ist auch eine recht füllige Dame. Man sieht ihre Rückansicht,
wie sie nackt auf einer Bank sitzt, von einem durchsichtigen Schleier umhüllt.
Lange goldene Locken schmücken ihr Haupt. Der Kopf ist nach links
gewandt. Raffinierterweise sehen wir sie im Profil und von vorn gleichzeitig,
da sie sich (und zwar nur ihr Gesicht) in dem ihr von Amor hingehaltenen
Spiegel zurückspiegelt. Ihre Rückansicht war für den damaligen
Betrachter sicher der Inbegriff der Weiblichkeit und damit sehr verführerisch.
Dass diese Venus aber eine sehr kluge, überlegene, im Zweifel auch
kalte Frau ist, wird aus ihrem klaren Blick im Spiegelbild deutlich.
Der Hintergrund auf dem Gemälde ist derart verschwommen, dass man
nicht erkennt, ob sich die Personen in einem geschlossenen Raum oder in
freier Natur befinden: Die Göttin der Liebe ist eben überall.
Wie bei van Dyck ist die Hauptperson wieder hell beleuchtet dargestellt.
Jede Bewegung auf diesem Bild ist auf ihr Spiegelbild ausgerichtet. Ohr-
und Armschmuck symbolisieren ihren Reichtum – dieser Frau kann keiner etwas
anhaben.
Elisabeth Schallhart, Claudia Ruch |
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