Barock. Bei diesem Wort fallen einem als erstes Frankreich und dessen
Könige Ludwig der XIII. u. XIV. ein. Als Nächstes kommen dann
meistens der Absolutismus, die Entstehung der Manufakturen und der 30
jährige Krieg. Entscheidend für den Barock und auch die Zeit
danach, war aber die alte Ständeordnung.
Die Ständeaufteilung
Nun die Ständeordnung hängt eng zusammen mit der politischen
Struktur der damaligen Zeit, dem Absolutismus. Absolutismus ist die Alleinherrschaft
eines Monarchen über ein Land. Unter Alleinherrschaft ist hier zu
verstehen, das alle Gewalt in der Hand des Monarchen liegt, militärisch,
wirtschaftlich wie auch politisch. Der König (Monarch) steht als
Alleinherrscher über allen 3 Ständen.
Ein Tag im Leben von Ludwig XIV:
8 Uhr: Der 1. Diener und der 1. Arzt kommen ins königliche Zimmer.
15 Min später erscheinen einige Privilegierte dann betet der König.
8.30 Uhr Der Barbier rasiert den König, der währenddessen Neuigkeiten
mit den Privilegierten austauscht. Nun wird der König angezogen und
frühstückt. Daran wollen alle teilnehmen. Der Dauphin ( der
Kronprinz) darf die Serviette oder den Stuhl des Königs halten. Jetzt
betet der König noch einmal und gibt Anweisungen für den Tag.
Während der Nächsten Stunde macht der König einen Spaziergang
oder geht auf die Jagd. Ludwig war ein guter Schütze und jagte sogar
noch mit 75 Jahren 5 Stunden am Stück. Nach dem Spaziergang isst
der König zu Mittag. Sein Mittagessen besteht aus: 4 Tellern verschiedener
Suppen, einem Fasan, einem Rebhuhn, einer großen Schüssel Salat,
Hammelfleisch mit Knoblauch und Sauce, einem Teller Backwaren, Früchten
und Marmelade. Am Nachmittag trifft er sich mit seinen Ratgebern im Schloss
und unterhält sich mit ihnen über die Ereignisse im Königreich.
22.00 Uhr: Der König isst öffentlich zu Abend und zieht sich
danach in seine Räume zurück. Dort spricht er mit seiner Familie
oder spielt Billard.
3x pro Woche finden Konzerte oder Komödien im königlichen Appartement
statt.
Jetzt folgt die Zeremonie zum Schlafengehen. Ludwigs Tag war streng geregelt,
überall war er von Dienern umgeben. Jeden Tag passierter dasselbe,
wie in einer Komödie. Sein tägliches Leben war jedoch trotz
aller Strenge erhaben, großartig, pompös aber auch einfach,
korrekt und überschaubar sein. Während Ludwigs gesamter Regierungszeit
wollte man Paris verschönern, damit es auch wie eine Hauptstadt aussah.
Der 1. Schritt war die Vollendung des Louvre, dann folgte auch die "Place
Royale".
Während Ludwigs Regierung fand der Übergang der Vorbarocke zur
Vollbarocke statt. Er regierte ca. 55 Jahre, die Zeit nach seinem Tod
war das Rokoko oder die Spätbarocke. Seine Regierung war ein besonders
extremer Absolutismus. Sein bedeutenster Auspruch ist "l´état
c´est moi!", der König beherrschte den Staat nicht nur,
er machte ihn. Er wurde als Gott Vater gesehen. Diese glanzvolle Präsentation
des Sonnenkönigtums wurde zum Symbol der auf den Herrscher bezogenen
Hofkultur des " Grand Siecles".
Den 1. Stand stellte im Barock der Klerus dar. Unter Klerus
versteht man die Priesterschaft vorzugsweise in der kath. Kirche. Wie
z.B. Kardinäle, Bischöfe, Äbte.
Die Adligen, eine politisch und wirtschaftlich privilegiertere
Klasse, sind die Vertreter des 2. Standes.
Als Letzten gibt es noch den 3. Stand, der aus den Stadtbürgern
besteht, und in geringerem Maße auch aus Bauern und Arbeitern.
Lebensbedingungen:
Über den 1. Stand, den Klerus, ist leider nicht viel bekannt.
Was aber ein offenes Geheimnis zu sein schien ist, das es die Bischöfe
und Kardinäle oftmals mit der Keuschheit, die sie gelobt hatten,
nicht gar so genau nahmen.
Sie lebten in prächtigen Klöstern und residierten in herrschaftlichen
Häusern wie die Adligen des 2. Standes. Was auch daher resultierte,
dass zu dieser Zeit kirchliche Titel käuflich waren.
Der Klerus hatte auch politische Macht, ein Beispiel dafür ist Kardinal
Richelieu, der als eine Art Außenminister und Berater des Königs
gegen England kämpfte (siehe "Schlacht bei La Rochelle").
Bischöfe setzten sich für die Gründung neuer Schulen in
Gemeinden ein, um die kirchliche Macht zu stärken. Einziges Ziel
dieser "Bildung" war, dass die Kinder für die Kommunion
den kath. Katechismus lesen konnten.
Der 2. Stand, der Adel verfügte über Ländereien
und mehrere Häuser (mind. ein Landsitz und ein Jahresanwesen). Die
Schlösser und Paläste in denen sie wohnten, waren kunstvoll
und prächtig ausgestattet.
Allerdings herrschten hinter dieser schönen Fassade erschreckende
hygienische Zustände:
Sie vermieden das Waschen fast so, als ob Wasser und Seife die Krankheiten
anziehen würden. Um Geruch und Aussehen zu verbergen, wurde viel
Parfum und Puder benutzt. Wenn einem Kranken vom Arzt ein Bad verordnet
worden ist, sahen das viele schon als halbes Todesurteil an.
Der Adel hatte allerdings kein ganz freies Leben, da sie dem königlichen
Willen unterstanden und ihn zu befolgen hatten. Sie durften ihre Meinung
und Kritik nicht frei äußern, sollten aber so oft wie möglich
bei Hofe erscheinen, um die königliche Gunst zu erlangen und zu erhalten,
was für ihr tägliches Leben unabdingbar war.
Den 3. Stand bildeten 90% der Bevölkerung, die in den Städten
und auf dem Land, meist in erbärmlichsten Verhältnissen lebten.
Allerdings muss man beim dritten Stand die Stadt- und die Landbevölkerung
trennen:
Fangen wir mit den Bauern an:
Obwohl sie viel arbeiteten, litten die Bauernfamilien unter schlechter
bzw. mangelhafter Ernährung. Dies lag nicht nur an hohen Ertragsverlusten
durch Unwetter und hohe Steuerabgaben, sondern auch an umherziehenden,
plündernden Soldaten, welche die Ernte vernichteten bzw. stahlen
und die Bauern, die sich dagegen zur Wehr setzten ermordeten. (vergl.
"Verbrannte Erde" im 2. WK).
Auf dem Lande herrschten schlimme hygienische Verhältnisse. Die Häuser
hatten gestampfte Lehmböden und die Familien schliefen in ein und
dem selben Bett. Da es an den einfachsten Hygienemitteln wie Bürsten,
Kämmen und dergleichen fehlte, durchsuchten sich die Menschen gegenseitig
nach Läusen. Dies ist eine Erklärungen für die hohe Kindersterblichkeit
und das häufigen Sterben von Frauen im Wochenbett.
Der Tag eines Bauern lässt sich sehr viel einfacher
erzählen als der eines Königs:
Mit dem Sonnenaufgang begann für die Bauernfamilien das Leben. Sie
standen sozusagen mit der Sonne auf. Beteten nach dem aufstehen und vor
dem kärglichen Frühstück, welches meist aus Brot und Milch
bestand. Danach gingen sie auf die Felder. Dazu muss gesagt werden das
fast das ganze Land (etwa 90%) damals noch aus landw. Nutzflächen
bestand.
Zum Mittagsleuten beteten sie wieder, aßen dann zu Mittag, gingen
dazu aber selten Heim, sondern blieben meist auf den Feldern. Auch das
Mittagessen fiel nicht viel üppiger aus als das Frühstück
(Fleisch und Gemüse waren Seltenheiten). Nach dem Mittagessen ging
es wieder an die Feldarbeit. Wenn es dunkel wurde gingen die Bauern heim
und das Abendbrot bestand dann meist aus einer Art Suppe oder Brühe
die aus Resten und/oder Brot gekocht wurde (sog. Brotsuppe). Auch diese
wurde nicht verzehrt, bis nicht das Tischgebet gesprochen war. Wenn die
Dunkelheit herein brach wurde noch das Abendgebet gesprochen und die ganze
Familie begab sich wieder zu Bett, da Feuerholz und Kerzen sehr teuer
waren.
Die Gaukler und Spielleute brachten Abwechslung in
den düsteren Alltag der Bevölkerung und verbreiteten sowohl
Ablenkung von der täglichen Arbeit, als auch die neuesten Nachrichten
und Gerüchte aus anderen Teilen des Landes...
Sie waren der Ersatz für Opern und Ballett, die dem ersten und zweiten
Stand vorbehalten waren. Sie spielten auf den Märkten ebenso wie
bei Festen in den Städten.
Damit man sich die Lebensbedingungen einer Durchschnittsfamilie des 3.
Standes in der Stadt zu dieser Zeit vorstellen kann, ein paar Daten:
Die 7 - 8 köpfige Familie eines Arbeiters verfügte in etwa über
30 qm Wohnfläche. Diese Wohnfläche war meist ein Mehrfamilienhaus
aus Lehm oder Holz, dass in schmalen Gassen stand, auf denen das Abwasser
abfloß bzw. auf die die Haushalte ihren Unrat kippten.
Ein Handwerker verdiente zur damaligen Zeit in
etwa 15 Gulden pro Monat (Um sich eine Vorstellungen von der Wertigkeit
des Guldens zu machen, gibt Günther Bauer folgenden Kurs an: Anlässlich
eines Bölzlschießens auf Schloß Kleßheim gab Fürsterzbischof
Schrattenbach 5 Gulden als das "Beste", ein Betrag, der in heutiger
Währung etwa 110 € betragen würde. 15 Gulden = 330 €)
Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Ausbildung stellte dar, dass
diese nicht kostenlos war. Dies hing damit zusammen, dass man bei Ausbildungen
im Handwerk an die Zünfte, bei Dienstleistungsberufen an die
Gilden Abgaben zahlen musste.
Durch die oben genannte mangelnde Hygiene breiteten sich in den
Städten verstärkt Krankheiten wie Pest oder Ruhr aus.
Die Lebenserwartung in den Städten wie auch auf dem Lande lag zw.
30 und 40 Jahren. Die Ärzte kannten kaum Medikamente und schwächten
ihre Patienten noch dadurch das sie sie zur Ader ließen (Blutabnahme
durch das Aufritzen der Adern). Sträflinge wurde geholt, um die Leichen
weg zu schaffen.
Schlusswort
Die Ständeordnung war in Frankreich ausschlaggebend für die
frz. Revolution, die eines der wichtigsten und auch blutigsten Ereignisse
in der alten Welt war, aber immer noch als ein Grundstock für die
demokratischen Verfassungen der heutigen modernen Welt gilt. Allerdings
wird in vielen Ländern dieser Welt immer noch eine Art Ständeordnung
aufrecht gehalten. Wer Vermögen hat, der hat das Sagen und die Diktatoren
sagen immer noch wie Louis XIV von sich "L' état, c'est moi"
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